Lettland: Anmary
Dabei sein ist alles! Was für die Olympischen Spiele recht ist, kann für den Eurovision Song Contest nur billig sein, oder? Die Letten können mittlerweile ein Lied davon singen, dass dem nicht so ist. Bei seiner dritten Teilnahme verbuchte das Land 2002 mit "I Wanna" von Marie N seinen ersten Sieg und seitdem scheint auf allen zukünftigen Kandidaten ein enormer Erwartungsdruck zu lasten.
Nächstes Opfer dieses Drucks ist die anmutige Sängerin Anmary. Sie wollte in Baku mit ihrer Eurovisions-Hymne "Beautiful Song" das erste Halbfinale überstehen - eine Mission, an der sie jedoch wie schon ihre drei Vorgänger Musiqq, Aisha und Intars Busulis scheiterte.
Werbejingles und Gesangsunterricht
Ihren ersten Ausflug in die Welt des Showgeschäfts absolvierte sie 2003 in der zweiten Staffel der lettischen Castingshow "Talentfabrik". Dort belegte sie den zweiten Platz. Ihre Stimme ist aber nicht das einzige Talent von Anmary, die im richtigen Leben übrigens Lina Amantova heißt und mit ihrem kleinen Sohn in Riga lebt. Seit ihrer Kindheit liebt sie das Klavierspielen. Das hat die 32-Jährige auf der Musikschule in der lettischen Kleinstadt Gulbene gelernt. Anschließend besuchte sie noch die Jana Ivanova Musikschule in Rēzekne, bevor sie sich schließlich an der Lettischen Musikakademie Jāzeps Vītols in Riga einschrieb.
Dank ihrer ausgezeichneten musikalischen Ausbildung kann Anmary ihr Ausscheiden beim ESC zumindest karrieretechnisch verkraften. Ihren Lebensunterhalt bestreitet die Lettin als Gesangslehrerin. Sie hat ihre Stimme aber auch schon für Werbejingles verliehen und Engagements bei unterschiedlichsten Bands und Projekten dürfen natürlich auch nicht fehlen. Haben Sie schon einmal von Flyingmice, Sunny Sense oder Mash Mash gehört?
Erster Anlauf beim ESC
Obwohl Anmary mit Leidenschaft die schiefen Töne von Gesangsschülern ausmerzt, dauert es nie lange, bis sie wieder eine Herausforderung sucht. 2008 holte sie der lettische Musiker und Komponist Arnis Mednis, einer ihrer wichtigsten Mentoren, in seinen Rigaer Chor für die TV-Show "Krieg der Chöre". Zu einem der vorderen Plätze reichte es bei diesem Wettbewerb jedoch nicht.
Mednis selbst hat Lettland 2001 mit dem Song "Too Much" beim Eurovision Song Contest vertreten. Er landete nur auf dem 18. Platz - was ihn offenbar aber nicht davon abhielt, seinem Schützling Anmary von den tollen Erfahrungen beim Contest in Kopenhagen vorzuschwärmen. Denn 2009 versuchte die Sängerin zum ersten Mal ihr Glück beim lettischen Vorentscheid. Mit dem Trio Policistas und dem Song "In Love We Trust" war jedoch schon im nationalen Halbfinale Endstation.
Nur keinen Druck
Mit dem Sieg beim "Eirodziesma 2012" kam sie dieses Jahr einen Schritt weiter und immerhin bis ins Halbfinale des Eurovision Song Contest. Bei so viel Ausdauer: Beim nächsten Anlauf könnte es das Finale sein.