Anastasija Prichodko
"Mamo", 2009 in Moskau (Finale) (11. Platz, 91 Punkte)
Sendedatum: 16.05.2009 21:00 Uhr

Russland: Anastasija Prichodko

Es sei ein wahrhaft internationales Lied, sagt Konstantin Meladse, der Produzent der russischen ESC-Finalistin Anastasija Prichodko. "Die Musik stammt von einem Georgier, die Hälfte des Textes von einem Esten - und interpretiert wird es von einer Ukrainierin", so Meladse. Das zweite Märzwochenende brachte Turbulenzen ins russisch-ukrainische Grand-Prix-Geschehen. So durfte die am 21. April 1987 in Kiew geborene Prichodko aus Formfehlern nicht für ihre Heimat antreten, wohl aber für Russland, für dessen Endausscheid sie zwei Tage vor dem Wettbewerb nachnominiert wurde. Die Entscheidung stieß bei Eurovisionsfans nicht nur auf Wohlwollen. Trotzdem setzte sich die Sängerin am 7. März 2009 mit dem Song "Mamo" (Mama) gegen 15 weitere Konkurrenten durch. Im Finale des Grand Prix erreichte sie immerhin den elften Platz.

VIDEO: Russland: Anastasija Prichodko - "Mamo" ( Min)

Castingstar mit Vorliebe für Schießen und Thai-Boxen

Den russischen Zuschauern war sie bestens vertraut, es hat sie vor kurzem schon einmal zur Siegerin gekürt: Bei der 7. Staffel des russischen DSDS-Pendants "Star Factory". Ein Casting-Star also, mit einer beeindruckend tiefen Altstimme und einer überraschend unkünstlichen Erscheinung. Am liebsten trage sie T-Shirts, verrät die am rechten Oberarm tätowierte Tochter einer Theaterkritikerin, die beim ukrainischen Kultusministerium arbeitet, auf ihrer Website. Eher Rockerbraut als Diva, hohe Absätze und Kleider seien nicht so ihr Ding. Die gelernte Chordirigentin, die Flöte, Klavier und Gitarre beherrscht, hat Volksmusik studiert und verbringt ihre Freizeit mit Vorliebe auf dem Pferd, am Schachbrett, beim Thai-Boxen und beim Schießen.

Schwarzer Docht im hellen Blumenkelch

Anastasija Prichodko für Russland im Finale des ESC 2009 © NDR Foto: Rolf Klatt
Anastasija Prichodko für Russland im Finale des ESC 2009.

Im schwarzen langen Rock und schräg geschnittenem Oberteil präsentierte sich die 1,69 Meter große Altstimme im russischen Vorentscheid. Allein auf der Bühne, die schwarze Mähne offen, getaucht in die Strahlen eines Dutzends Scheinwerfer: ein schwarzer Docht im hellen Blumenkelch. So hat sich schon die legendäre Marlene Dietrich am liebsten in Szene gesetzt. Großes Drama, große Gefühle bei Anastasijas Lied, das die 21-jährige passenderweise ihrer Mutter ("meine beste Freundin") gewidmet hat. Der Refrain ist auf Ukrainisch, die Strophen auf Russisch. Einige russische Fans beschweren sich allerdings über die Wahl der "Gastarbeiterin", ebenso der enttäuschte Produzent von Prichodkos unterlegener Konkurrentin Valerija.

Ein Zeichen für ukrainisch-russische Freundschaft

Anastasija Prichodko © Channel One Russia
Anastasija Prichodko.

Ein auf ukrainisch vorgetragenes Lied habe mit Russland nichts zu tun, so Valerijas Produzent Jusif Prigoschin gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti und forderte einen Neuentscheid. Prichodkos Produzent und Autor des Siegertitels kommentierte die Wahl dahingehend, dass die russischen Zuschauer damit ein Zeichen dafür gesetzt hätten, dass es eine authentische Freundschaft zwischen den Seelen Russlands und der Ukraine gäbe. "Ich bin für die Freundschaft zwischen Russen, Ukrainern und Georgiern", so Meladse.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 16.05.2009 | 21:00 Uhr

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