Jamie-Lee: "Manga-Voice" für Deutschland beim ESC
Für Jamie-Lee ist 2016 ein äußerst turbulentes Jahr - sie gewinnt den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest, wird im März volljährig, veröffentlicht im April ihr Debütalbum "Berlin" und dann steht es vor der Tür: das große ESC-Finale in Stockholm. Die Sängerin tritt auf Startplatz zehn zwischen dem Schweden Frans und dem Franzosen Amir auf und singt ihren Song "Ghost" vor einer Märchenwaldkulisse tadellos. Nach einer aufregenden Votingphase, bei der zunächst die Australierin Dami Im vorn liegt und dann von der Ukrainerin und späteren Siegerin Jamala überholt wird, wird klar: Jamie-Lee hat trotz der perfekten Performance ihres Beitrages nur elf Punkte ergattert und landet auf dem 26. und somit letzten Platz.
Enttäuschendes Final-Ergebnis
Ein zutiefst enttäuschendes Ergebnis für die Musikerin. Kurz nach dem Finale sagt Jamie-Lee: "Ich bin natürlich ein bisschen traurig, dass ich auf den letzten Platz gekommen bin, aber ich gebe mir nicht die Schuld dafür. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Auftritt und glaube, ich habe mir nichts vorzuwerfen." Sie bewertet den Auftritt auf der großen Bühne vor Millionen Zuschauern als "unglaubliches Erlebnis. Ich bin ganz froh, dass ich dabei war." Bereits vor dem Finale hat Jamie-Lee eine aufregende Woche in Schweden verbracht und Termine wie Botschaftsempfänge, Besuche einer Schule oder des Tivoli und natürlich einige kleinere Auftritte absolviert.
Jüngste Gewinnerin bei "The Voice"
Singen ist der Niedersächsin schon immer wichtig, darum bewirbt sie sich auch für die fünfte Staffel von "The Voice" und geht im Dezember 2015 als jüngste Gewinnerin in die Geschichte der Sendung ein. Nach ihrem Sieg darf sie nicht mal Interviews geben - aus Jugendschutzgründen. Das ist seit ihrem 18. Geburtstag aber Geschichte. Für ihre Karriere legt sie sogar die Schulausbildung erst einmal auf Eis. Ihr Plan: das Abitur um ein Jahr zu verschieben.
Ein Herz für Tiere
Was der Sängerin neben der Musik noch sehr am Herzen liegt, sind Tiere. Für sie sind es Lebewesen, die unter keinen Umständen gequält werden dürfen. Sie trägt weder Wolle noch echtes Leder und isst als Veganerin weder Fleisch noch tierische Produkte. Auch das Halten von Tieren hinter Zäunen, egal, ob es sich um exotische Tiere oder Schafe und Ziegen handelt, lehnt sie ab, weil sie dies als Gefängnishaltung empfindet. Sie unterstützt außerdem Tierrechtsorganisationen wie Peta.
Jamie-Lee begeistert die Fantastischen Vier
Auf der Bühne begeistert Jamie-Lee nicht nur mit voluminösem Gesang, sondern auch mit schrillen Outfits. Sie kleidet sich im Decora-Kei-Stil, einer speziellen Variante kostümartiger Ausstaffierung, inspiriert von japanischen Mangas. Diese Extravaganz kommt schon bei ihren "The Voice"-Coaches Michi Beck und Smudo von den Fantastischen Vier gut an, die sie ermutigen, ihren individuellen Stil beizubehalten. Und das tut sie, nicht nur bei "The Voice", sondern auch beim ESC-Vorentscheid. Auch dort ist Smudo mit dabei. "Eine Manga-Voice aus Deutschland mit dem Support der Fanta Vier im internationalen Wettbewerb - das wäre für mich der Hit!" Und es klappt: Jamie-Lee setzt sich mit 44,48 Prozent der Zuschauerstimmen in der Runde der letzten drei klar gegen Alex Diehl (33,94 Prozent) und Avantasia (21,58 Prozent) durch.
Mit "Ghost" auf Erfolgskurs
Im "The Voice"-Finale tritt sie damals erstmalig mit "Ghost" an, dem melancholischen Popsong, der unter ihrer Mitwirkung für sie geschrieben wurde. Nach der Veröffentlichung Anfang Dezember 2015 entwickelt er sich erst zum Download-Hit und schafft es dann bis auf Platz elf der deutschen Musikcharts.
Naturtalent mit Geltungsdrang
Die Schülerin ist musikalisch ein wahres Naturtalent. Ihr Vater spielt zwar Schlagzeug, hat aber nie mit seiner Tochter zusammen Musik gemacht. Jamie-Lee singt seit fünf Jahren in einem Gospelchor - mehr musikalische Vorbildung hat sie nicht. Dass sie dort lange Zeit der einzige Sopran war und gegen die anderen Stimmen ansingen musste, habe ihr zu einer lauten und präsenten Stimme verholfen, meint die Nachwuchsmusikerin. Jamie-Lee genießt es, aufzufallen - damit erfüllt sie schon einmal eine wichtige Voraussetzung für eine Popkarriere.
In Stockholm stets an ihrer Seite ist Bürger Lars Dietrich. Das 43-jährige Multitalent begleitet die deutsche ESC-Hoffnung auf ihrem Weg zum großen Finale - und natürlich ist auch immer eine Kamera dabei. Was die beiden auf diesem Weg alles erlebten, zeigt die Reportage "Jamie-Lee im ESC-Fieber".