Abstimmungskrimi beim ESC 2011 in Düsseldorf
Das schönste Duo des Abends kam aus Aserbaidschan: Die bezaubernde Nikki und ihr Partner Ell inszenierten sich perfekt für die Kameras. Begleitet von Windmaschinen und Goldregen zeigten sie ganz große Gefühle. Das belohnten Zuschauer und Jurys nach einem wahren Abstimmungskrimi mit 221 Punkten und dem ersten Platz. Auf der Sieger-Pressekonferenz zeigten die beiden sich überglücklich: "Unser Traum ist wahr geworden, vielen Dank an alle, die für uns gestimmt haben!"
Erst zum vierten Mal nahm das Land am Kaspischen Meer am Eurovision Song Contest teil, holte seither immer einen Platz unter den Top Ten und krönt nun seine kurze ESC-Geschichte mit einem Sieg. Im nächsten Jahr findet das Finale des Eurovision Song Contest also voraussichtlich am 26. Mai in Baku statt.
Auf Platz zwei folgt für viele überraschend Italien, das nach 14-jähriger Pause zum ersten Mal wieder am ESC teilnahm. Nach dem Erfolg von Raphael Gualazzi und seinem Jazz-Song "Madness Of Love" dürfen die Fans nun hoffen, dass das Gründungsmitglied des Grand Prix dauerhaft zum Wettbewerb zurückkehrt. Hinter Italien holte Eric Saade aus Schweden mit "Popular" und viel zerbrochenem Glas den dritten Platz.
Zehnter Platz für die Titelverteidigerin
Titelverteidigerin Lena errang fürDeutschlandden zehnten Platz und überreichte freudestrahlend die Trophäe an das Duo aus Aserbaidschan. Lena wirkte nach der Show erleichtert. "Es geht mir fantastisch, ich bin so froh", sagte sie nach der Show.
Selten war ein Eurovision Song Contest bis zur letzten Minute so spannend: Neben den tatsächlichen Gewinnern des Abends wurden im Vorfeld noch ungefähr zehn weitere Kandidaten als heiße Anwärter auf den Titel gehandelt. Favorit der Buchmacher war bis zuletzt der französische Tenor Amaury Vassili mit seiner bombastischen Bühnenshow, doch er fand sich am Ende im Mittelfeld auf Platz 15 wieder.
Ein Abend mit vielen Überraschungen
Die zwischenzeitlichen Google-Favoriten aus Irland landeten immerhin in den Top Ten: Die Zwillinge Jedward holten sich mit ihrem Popsong "Lipstick" nicht nur die Stimmen der jungen Fangemeinde, sondern auch einen achten Platz. Die Indiepop-Gruppe A Friend In London aus Dänemark, ebenfalls zu den Geheimtipps von Düsseldorf avanciert, landete auf Platz fünf.
Weniger gut schied Deutschlands südlicher Nachbar Österreich ab, Platz 18 für die Ballade von Nadine Beiler - da halfen auch keine zwölf Punkte aus Deutschland. Die Schweizerin Anna Rossineli traf es noch härter: Ihr letzter Platz kam für viele absolut unerwartet.
Funkelnde Kulisse für die große Show
Als um Punkt 21.00 Uhr die Eurovisions-Hymne erklang und geschätzte 120 Millionen Zuschauer in Europa und weltweit vor ihren Fernsehern saßen, beindruckte von Beginn an vor allem eines: die runde Bühne inmitten von 36.000 Zuschauern, die das Düsseldorfer Fußballstadion in einen brodelnden Hexenkessel verwandelten.
"Feel your heart beat" - fühl dein Herz schlagen - lautete das Motto des ESC 2011 und ihren Herzschlag spürten nicht nur die Künstler hinter der Bühne, sondern auch die Zuschauer im Publikum, effektvoll unterstützt vom Logo auf der großen Videoleinwand - einem schlagenden Herz.
Hinter der kreisrunden Bühne sorgte eine 60 Meter breite und 18 Meter hohe LED-Wand für den angemessenen Rahmen für jedes einzelne Lied. Zusätzlich funkelten über 2.000 Scheinwerfer und unzählige LED-Leuchten im Boden und am Bühnenrand - und sorgten in der riesigen Düsseldorfer Arena auch in den Zuschauerrängen für effektreiche Beleuchtung.
Blick in den Green Room
Das inzwischen schon eingespielte Moderatoren-Trio bestehend aus Anke Engelke, Judith Rakers und Stefan Raab lief beim großen Finale zu Höchstform auf. Stefan Raab dominierte mit seinem Eröffnungsauftritt - einer sehr rockigen Version von Lenas Siegertitel "Satellite" mit 43 Lena-Doubles und einem kurzen Gastauftritt der Vorjahressiegerin - den Beginn der Show. Im Anschluss überließ er jedoch den beiden Damen den größten Teil der Moderation. Judith Rakers übernahm ihren Einsatz bei den Künstlern im Green Room elegant, während Anke Engelke charmant und mit viel Humor die Punktevergabe moderierte.
Zum Ende des Abends sorgte die LED-Wand hinter der Bühne noch einmal für eine ganz besondere Überraschung: Sie teilte sich und legte den Blick auf den wabenartig gestalteten Green Room direkt hinter der Bühne frei. Damit hatten auch die Zuschauer in der Halle in Düsseldorf einen direkten Blick auf die Künstler und die Atmosphäre in den rosa Sofas.
Zwischen den einzelnen Teilnehmern zeigten Einspielfilmchen, die sogenannten Postkarten, Menschen aus allen 25 Finalländern vor deutscher Kulisse. Die im Miniatur-Wunderland-Look - in der sogenannten Tilt-Shift-Technik- gedrehten Filme waren unterlegt mit dem Song "I Am Wonderful" von Gary Go und übersetzten das Motto des ESC 2011 "Feel your heart beat" in alle Landessprachen. Die Wartezeit bis zur Punktevergabe überbrückte Jan Delay mit seiner Gruppe Disko No. 1 und den Songs "Oh Johnny" und "Klar".