Stand: 03.05.2014 18:52 Uhr

Conchita Wurst ist "eine Lobeshymne auf die Frau"

Porträtaufnahme der österreichischen ESC-Teilnehmerin Conchita Wurst in Kopenhagen. © eurovision.de Foto: Martin Unger
Schön und entspannt - so haben wir Conchita Wurst in Kopenhagen zum Interview angetroffen.

Die österreichische Botschaft in Kopenhagen hat am 1. Mai zu Ehren der ESC-Sängerin Conchita Wurst einen Empfang gegeben. Es herrschte eine aufgeräumte Stimmung unter den Gästen. Der Botschafter Dr. Ernst-Peter Brezovszky sprach über das Gebot der Toleranz in Europa und betonte, dass Conchita Wurst eine famose Vertreterin Österreichs sei. Und gewiss habe es Proteste in seinem Land gegeben. Herr Brezovszky räumte dies ein. Aber mittlerweile, was die Journalisten-Kollegen vom österreichischen Fernsehen bestätigen, stünden die allermeisten hinter diesem Act. Conchita Wurst empfängt dann in einer Art Wohnzimmer der Residenz. Schön sieht sie aus, der Mann Tom Neuwirth, der nun die glamouröse Figur Conchita Wurst gibt.

Wie gelingt es Dir bloß, eine solch schmale Figur zu behalten?

Conchita Wurst: Oh, ich muss gestehen, vor vier Jahren war ich das letzte Mal im Sportstudio. Ich muss meiner Mutter danken, die hat mir diese Gene in die Wiege gelegt. Aber in meiner Familie sehen alle so aus, manche mit, manche ohne Bart.

Was hält Dein Vater von Dir?

Conchita Wurst: Mein Papa ist einer meiner größten Fans, mittlerweile. Man muss da ein wenig ausholen. Bei meinem Coming-Out war ich 17 Jahre alt. Ein Coming-Out vor meinen Eltern und vor ganz Österreich. Das Problem meiner Eltern damals war, dass sie so abhängig waren von der Meinung anderer Leute. Meine Mutter sagte, ich habe kein Problem damit, dass du auf Männer stehst. Aber warum müssen das denn alle wissen? Ich erwiderte, Mama, es tut mir leid so egoistisch zu sein, aber es ist egal. Es ist gleichgültig, was die Leute sagen. Ich will mich einfach keine Sekunde in meinem Leben verstecken müssen. Meine Familie brauchte Zeit, aber ich brauchte auch Zeit, um mir sagen zu können, ich bin schwul. Heute sagt mein Vater, nun hat er noch eine Tochter.

Aber Du bist doch sein Sohn?

Conchita Wurst: Er meint das doch scherzhaft. Diese Tatsache, dass sie stolz sind auf mich ist für mich überwältigend. Meine Mutter sagt sogar, sie hat von mir gelernt, dass die Meinung von anderen nicht wichtig ist. Mir sagt das, meine Eltern haben auch einen Schritt in ihrer Entwicklung gemacht. Das macht mich stolz. Ich bin mit meinen Eltern wirklich privilegiert, weil das keine Selbstverständlichkeit ist, eine Familie, die mich zu 150 Prozent unterstützt.

Du bist die Figur Conchita Wurst - aber in Deinem Reisepass steht Tom Neuwirth. Im wirklichen Leben bist du dieser Tom Neuwirth?

Conchita Wurst: Man muss vom wirklichen Leben sprechen. Ich sag immer sehr gerne: Ich bekomme den Glitzer und Glamour, Tom erledigt die Wäsche, bezahlt die Rechnungen und sorgt für Nachschub im Kühlschrank. Der Tom in mir gibt mir den Boden unter den Füßen.

Zu Hause läufst Du als Tom Neuwirth herum - ohne die Conchita-Rolle, also ohne Kleid, Stöckelschuhe und Handtasche?

Conchita Wurst: Genau. In Jogginghosen, mit Basecap. Klar, liebe ich es, mich aufzubrezeln, aber ich liebe es genauso, in meinen Baggy Pants umherzulaufen und so zu tun, als wäre ich 50 Cent.

Als Conchita trägst Du Perücke. Das sieht so natürlich aus. Dolly Parton wurde einmal gefragt, wie lang sie denn für ihre Haare brauche. Sie antwortete: Keine Ahnung, ich bin nie dabei.

Conchita Wurst: So geht es mir doch auch. Meine Haare sind einen Tag vor meinem Auftritt fertig - und ich muss sie nur schön auf dem Kopf befestigen.

Ist es schön, eine Perücke zu tragen?

Conchita Wurst: Sehr. Ich kann es nur jeder Frau empfehlen. Ist doch ein Tabuthema, oder? Frauen sehen doch an uns Drag Queens, dass es keine Regeln gibt - man kann alle Accessoires nutzen, die einem gut tun.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 10.05.2014 | 21:00 Uhr

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