Stand: 10.05.2016 20:10 Uhr

Russisches Jury-Mitglied nach Skandal suspendiert

Ausschnitt aus einem Video-Mitschnitt der russischen Jury-Sitzung für das erste erste Halbfinale des ESC 2016.  Foto: Screenshot
Video von der Sitzung der russischen Jury: Auf dem Fernseher läuft gerade die Generalprobe des ersten Halbfinales.

Der Sender RTR aus Russland hat in Abstimmung mit der EBU ein Mitglied der russischen ESC-Jury suspendiert. Das teilte die EBU am Dienstag mit. Zuvor wurde offenbar von einem Jury-Mitglied ein Video ins Netz gestellt, in dem zu sehen ist, wie die russischen Juroren am Montagabend die zweite Generalprobe des ersten Semifinales verfolgen und über die Auftritte diskutieren, um über die Punktevergabe zu entscheiden.

Das Abstimmungsergebnis des supendierten Mitglieds wird nun für ungültig erklärt. Die anderen vier russischen Jury-Mitglieder bleiben im Amt, ihre Wertungen sind in vollem Umfang gültig. Für das Finale am Samstag darf RTR ein Ersatz-Jury-Mitglied benennen. Gleichzeitig entschuldigte sich RTR beim niederländischen Sender Avrotros und dem armenischen Sender Amptv für die Äußerungen über deren Kandidaten, die Zweifel an der Neutralität der russischen Jury aufkommen ließen. Die EBU kritisierte die Vorfälle als "nicht dem Geist des Wettbewerbs" entsprechend, ein Regelverstoß liege jedoch nicht vor, weil einzelne Rankings, kombinierte Rankings oder Jury-Punkte nicht an die Öffentlichkeit gelangt sind.

Wertende Jury-Kommentare zu hören?

In dem Video sind fünf Personen in einem Büro zu sehen, sie sprechen Russisch. Auf einem Fernseher laufen die Live-Bilder von der Generalprobe. Der Beitrag des Niederländers Douwe Bob wird aus der Runde heraus mit Sprüchen wie "Hübsch, aber seltsam" kommentiert. Nach ihm die Armenierin. Dazu soll laut einer Übersetzung, die im Netz kursiert, dieser Kommentar aus der Runde der russischen Jury zu hören sein: "Ich bin für Armenien. Mein Mann ist Armenier."

Porträt
Für Russland steht Sergey Lazarev mit "Scream" auf der ESC-Bühne. © eurovision.tv Foto: Andres Putting

Sergey Lazarev: Zum zweiten Mal Dritter

Sergey Lazarev ist wie gemacht für die große Bühne: Der Moskauer kann singen, tanzen und schauspielern. In Tel Aviv ist der Superstar nach 2016 erneut für Russland angetreten. mehr

Laut Liste der EBU zu den Jurymitgliedern aller 42 Länder gehörten zum Wertungsgericht Russlands Larisa Rubalskaja, 70 Jahre, Denis Maydanov, 40 Jahre, Lipa Teterich,  36 Jahre, Oscar Kuchera, 41 Jahre, und Anastasia Stotskaja, 33 Jahre. Also eine Schriftstellerin und Übersetzerin, ein Komponist, eine TV-Moderatorin, ein Musiker und eine Sängerin. Auf dem Mitschnitt sieht man die Juryvorsitzende, Frau Rubalskaja, nicht am Tisch sitzen.

Strenges EBU-Regelwerk

Noch in der Nacht zu Dienstag wurde im Netz diskutiert, ob sich die Jury regelwidrig verhalten habe. Warum? Laut Reglement, das eurovision.tv im Netz veröffentlicht hat, haben die Jurys strikt umrissene Aufgaben. So heißt es unter anderem: "Jedes Jurymitglied soll die stimmlichen Möglichkeiten eines Künstlers prüfen, die Performance selbst, die Komposition und die Originalität des Liedes sowie insgesamt den allgemeinen Eindruck des Acts." Am wichtigsten ist der letzte Satz: "Jedes Jurymitglied sollte unabhängig von den anderen werten."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2016 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

2016

Russland

Politik