Frischer Wind aus Spanien
Eine Kombination aus internationaler Jury (30 %), Fachjury (30 %) und Televoting (40 %) hat entschieden: Spanien wird beim 61. Eurovision Song Contest in Stockholm von der 33-jährigen Bárbara Reyzábal alias Barei vertreten. Den Titel "Say Yay!" hat die Sängerin gemeinsam mit Rubén Villanueva und Víctor Púa Vivó geschrieben. Das Besondere an dem afroamerikanisch inspirierten Dance-Song: Er ist bis auf einige spanische Einsprengsel im Chor ganz auf Englisch.
Zielpublikum: jung und internetaffin
Schlechten Willen kann man dem spanischen Fernsehen in Sachen ESC eigentlich nicht vorwerfen. Kaum ein Auswahlverfahren blieb in den vergangenen Jahren unversucht: Castingshow, Direktnominierung, Vorentscheidung mit verschiedenen Künstlern, Vorentscheidung mit gesetztem Künstler und mehreren Beiträgen … Das einzige, woran es bislang haperte, war frisches, international konkurrenzfähiges Soundmaterial. In diesem Jahr hatte man kurzerhand die spanische Internet-Communitiy zurate gezogen und - man höre und staune - immerhin drei der vorgeschlagenen Künstler, Xuso Jones, Maverick und María Isabel, erklärten sich zur Teilnahme bereit. Die Beiträge der insgesamt sechs Finalisten wurden dann in einer eigens produzierten Online-Show vorgestellt, offenbar, um ein tendenziell jüngeres und internetaffines Zielpublikum für den Eurovision Song Contest zu begeistern.
Englisch vs. Spanisch
Die Finalshow von "Objetivo Eurovision" wirkte dann auch wesentlich jugendlicher und frischer als alle Vorentscheidungsshows der Vorjahre. Musikalisch funktionierte die Verjüngungskur nicht ganz so überzeugend, auch wenn neben den üblichen Latino-Rhythmen für Spanien durchaus ungewohnte Dance- und Elektroklänge zu hören waren. Im Vorfeld war heiß darüber diskutiert worden, ob es vertretbar sei, dass diesmal drei Beiträge ganz auf Englisch gesungen werden sollten. Das spanische Fernsehen bestand schließlich darauf, doch noch den einen oder anderen Brocken Kastillanisch in die Songs einzubauen. Die siegreiche Barei, die schon seit 16 Jahren Musik macht und aus ihrer Zeit in Miami viele US-amerikanische Einflüsse mit nach Spanien gebracht hat, dürfte mit dem schmissigen und eingängigen "Say Yay!" das heißeste Eisen im Feuer haben, dass in Spanien seit zwanzig Jahren für den ESC geschmiedet worden ist.