Australien nimmt am ESC 2016 in Stockholm teil
Guy Sebastian wird nicht als der einzige Künstler, der je für Australien als Act beim ESC an den Start ging, in die Geschichte des Eurovision Song Contest eingehen. Seit heute Nacht ist es offiziell: Australiens Sender SBS wird, so gibt es die European Broadcasting Union in Genf bekannt, auch im kommenden Jahr, beim 61. ESC in Stockholm, mitmachen.
Ich darf offen sagen: Das ist toll. Und es ist keine Überraschung. Denn: Seit den frühen 80er-Jahren wird der ESC, zeitversetzt, in Australien übertragen. Und das Publikum liebte und liebt diese Show. Nach dem fünften Platz von Guy Sebastian in Wien mit "Tonight Again" dachten definitiv die allermeisten Fans: Wie schade, dass das eine australische Eintagsfliege war, wenn man von Olivia Newton-John absieht, die 1974 in Brighton allerdings für das Vereinigte Königreich startete. Guy Sebastians Lied hatte Schwung, es atmete den Geist moderner Unterhaltungsmusik, die Performance wirkte respekteinflößend cool - also: Davon wollte man doch mehr.
Finalqualifizierung im Halbfinale
Als vor einigen Wochen Gerüchte aufkamen und sich bestätigten, dass Australien auch für den viel weniger gewichtigen Junior ESC demnächst in Sofia melden würde, war es irgendwie naheliegend zu glauben: SBS, die öffentlich-rechtliche TV-Station, will wirklich dringend wieder dabei sein. Die Quoten für den ESC in Australien waren vorzüglich, nur nebenbei gesagt. Und auch dies noch: Aus dem Genfer ESC-Büro kam nie die Nachricht, nun habe Australien die Meldefrist wirklich verpasst. Kurzum: Eine gute Nachricht - man darf auf sehr befriedigenden ästhetischen Gewinn (Lied, Atmosphäre, Künstler/Künstlerin) in Stockholm hoffen.
Es wird nur einen Unterschied zur australischen Performance in Wien geben: Australien muss sich für das Finale erst in einem Halbfinale qualifizieren. In welchem, ist noch offen. Ob man das Privileg der gesetzten Finalteilhabe den Australiern nicht mehr geben wollte? Wir wissen es nicht. Aber: Aus der australischen Delegation war schon in Wien zu hören, dass man nichts gegen eine Qualifikationspflicht habe, denn das erhöhe bei der Übertragung des Semis, in dem der australische Künstler antritt, erheblich die Spannung. Man darf anfügen: Die australische Popindustrie ist sehr propper aufgestellt für den ESC. Viele Sänger und Sängerinnen, auch von den etablierten, würden sich geehrt fühlen, sich beim ESC in Europa vorzustellen: Das würde sie auf Anhieb erheblich bekannter machen.
Viele nette Offiziellenworte
Eurovisionäre Schmuckworte sind zu dieser Meldung auch geäußert worden. Hier seien sie zitiert, allesamt sehr freundlich. Jon Ola Sand, Generaldirektor des ESC-Projekts in der EBU, sagte: "Die Rückmeldungen, die wir von Zuschauern, Fans, der Presse und den TV-Sendern nach Australiens Teilnahme in Wien bekommen haben, waren überwältigend positive. Wir glauben fest an das Potenzial des ESC, sich als wahrhaftige globale Marke zu entwickeln. Australiens neuerliche Teilnahme ist ein aufregender Schritt in diese Richtung."
Michael Ebeid, geschäftsführender Direktor von SBS, stimmte Jon Ola Sand beglückt zu: "Der ESC ist ein wunderbares Beispiel für kulturelle Diversität und soziale Teilhabe - und unsere Teilnahme bietet uns eine fantastische Gelegenheit, um musikalische Talente Australiens in einer multikulturellen Feier zu zeigen."
Frank-Dieter Freiling, Vorsitzender der Reference Group des ESC, ergänzte: "Europa und Australien haben vieles gemeinsam im Hinblick auf kulturelle Werte, und wenn der Fernsehsender SBS so engagiert ist, um einen Act zum ESC zu schicken, können wir nur zustimmen."
Für den Fall, dass Australien in Stockholm gewinnt, wird es die gleiche Regelung wie für den ESC in Wien geben. SBS wäre Ko-Gastgeber 2017, aber der ESC selbst würde in Europa ausgetragen werden. In welchem Land? Alles offen.
P.S.: Die EBU, auch das hören wir als harte Information, legt Wert auf die Feststellung, dass die nächstjährige zweite australische ESC-Performance nicht bedeutet, dass Australien künftig immer dabei sein könnte. Nun ja …