2006: Eurovision Song Contest in Athen
Die 51. Ausgabe des Eurovision Song Contest endete in Athen mit einer faustdicken Überraschung: Nicht nur, dass mit Finnland plötzlich ein ewiges Verliererland triumphierte, zu allem Überfluss erwies sich eine Hardrockformation als unschlagbar, deren Auftritt von vielen Grand Prix Fans und Experten am liebsten verhindert worden wäre - Horrormasken auf der altehrwürdigen ESC-Bühne waren ihnen einfach ein Dorn im Auge. Aber der Contest ist eine demokratische Veranstaltung und am Abend des 20. Mai 2006 zogen die Monster-Rocker von Lordi mit ihrem Song "Hard Rock Halleluja" die Mehrheit der über 100 Millionen Fernsehzuschauer auf ihre Seite.
"Die Orks haben den Grand Prix gewonnen, böse Stimmen behaupten ja, unter der Maske stecke Ralph Siegel", kommentierte Thomas Hermanns im Ersten den ersten Sieg der Finnen beim des Eurovision Song Contest. Auf Platz zwei, aber mit 44 Punkten Rückstand deutlich abgeschlagen, landete Dima Bilan aus Russland mit "Never Let You Go". Dritte wurden Hari Mata Hari aus Bosnien-Herzegowina mit "Leijla". Damit tauschten die beiden Vertreter ihre Platzierungen aus dem Halbfinale.
Eine Favoritin scheitert im Halbfinale
Zum dritten Mal seit 2004 wurden in der Qualifikation zehn Finalplätze vergeben, doch zum ersten Mal kam es zu einem Favoritensterben. Die Belgierin Kate Ryan hatte im Vorfeld mit einer teuren Werbetour durch Europa versucht, Stimmen zu sammeln. "Je t'adore" konnte jedoch nicht an ihren Charterfolg "Désanchantée" anknüpfen und die Mitfavoritin auf den Gesamtsieg musste frühzeitig das Feld räumen. Zu den Skurrilitäten des Halbfinales zählten LT United aus Litauen, die in seriösen schwarzen Anzügen eine Fußball-Hymne mit nur einer stets wiederkehrenden Zeile zum Besten gaben: "We Are The Winners Of Eurovision". Das reichte fürs Weiterkommen und im Finale stürmten die litauischen Lieblinge der Protestwähler immerhin auf Rang sechs.
"Wir wussten, dass alle hinter uns standen"
Unter den Top Ten wären gern auch Texas Lighting gelandet: Leider hatten sich die europäischen Country-Fans nicht ebenso solidarisiert wie die Hardrock-Fans. Obwohl die Performance der Hamburger Band bei "No, No Never" keine Wünsche offen ließ, mussten sich Olli Dittrich & Co. mit dem ernüchternden 15. Platz zufrieden geben. "Wir hatten eine so schöne Zeit in Athen. Für jeden Musiker ist es etwas Tolles, hier dabei zu sein", erklärte Dittrich nach dem Finale im Ersten versöhnlich. Für jeden Leistungssportler sei es das Ziel, einmal bei den Olympischen Spielen zu starten. "Und wir durften das auch noch an olympischer Stätte", verpackte der Schlagzeuger seine Enttäuschung. Sängerin Jane Comerford bedankte sich bei allen deutschen Fans: "Wir haben unser Bestes gegeben. Wir wussten, dass alle hinter uns standen."