Häufige Fragen rund um den ESC
Warum haben alle Länder unterschiedliche Vorentscheide?
Die European Broadcasting Union (EBU) greift nicht in die Entscheidungsfreiheit ihrer Mitglieder ein und gestattet jeder teilnehmenden Fernsehanstalt, ihre Vorentscheidung so zu organisieren, wie sie es für richtig hält. Jede Fernsehanstalt muss eine eigene Strategie entwickeln, wie sie ihre nationale Vorentscheidung für das Publikum attraktiv macht. Wie sie das macht, hängt von vielen Faktoren ab (Musikmarkt, Konkurrenzsituation usw.) und kann in Schweden ganz anders aussehen als in Spanien oder in Deutschland. Darum würde ein einheitliches Vorentscheidungskonzept nicht in allen Ländern funktionieren.
Warum und seit wann muss nicht mehr in der Landessprache gesungen werden?
Die Regel, nach der in Landessprache gesungen werden muss, wurde erst 1966 eingeführt, nachdem der schwedische Beitrag ein Jahr zuvor unangekündigt auf Englisch vorgetragen worden war. Vorher war man überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass die Beiträge in einer anderen als der Landessprache vorgetragen werden könnten. Von 1973 bis 1977 wurde die Regel vorübergehend ausgesetzt. Seit 1999 darf in jeder beliebigen Sprache gesungen werden, um der Plattenindustrie mehr Anreize zu geben, international erfolgreiche Titel und Interpreten ins Rennen zu schicken.
Warum heißt Moldau nicht Moldawien und Nordmazedonien nicht Makedonien?
Moldawien ist ursprünglich ein Landesteil Rumäniens. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem sowjetisch besetzten Ostmoldawien die Moldauische SSR gebildet, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs als Republik Moldau zur Unabhängigkeit gelangte.
Der Name Mazedonien war die westeuropäische Bezeichnung für das Königreich Makedonien der Antike. Da die Römer für den Laut [k] bevorzugt den Buchstaben C verwendeten, wurde bei uns im Laufe der Zeit aus Macedonien das heute geläufige Mazedonien.
Warum dürfen Israel oder Aserbaidschan am Eurovision Song Contest teilnehmen?
Auch wenn es immer wieder anders zu lesen ist: Der ESC ist kein European Song Contest, sondern ein Eurovision Song Contest. Und an der Eurovision, dem internationalen Programmaustausch der EBU, dürfen alle Länder teilnehmen, die aktives Mitglied der Europäischen Rundfunkunion sind. Für die Mitgliedschaft in dieser illustren Runde muss man einen nationalen Rundfunkdienst innerhalb der sogenannten Europäischen Rundfunkzone betreiben oder in einem Land, das Mitglied im Europarat ist. Und in dieser Zone liegen nicht nur Deutschland, Frankreich und Schweden, sondern eben auch Israel, Aserbaidschan, Armenien und Georgien. Welche Länder zur Europäischen Rundfunkzone gehören, bestimmt im Übrigen nicht die EBU, sondern die Internationale Fernmeldeunion (ITU).
Warum ist Australien dabei?
Down Under ist seit 1974 ESC-verrückt. In dem Siegerjahr von Abba wurde der Song Contest dort zum ersten Mal übertragen und hat seither eine riesige Fangemeinde. Australien ist ein assoziiertes Mitglied der EBU. Aus Anlass des 60. ESC-Jubiläums 2015 durfte das Land zum ersten Mal beim ESC mitmachen und startete direkt im Finale - eine einmalige Angelegenheit, hieß es zunächst. Doch seitdem sind die Australier regelmäßig dabei - wenn sie vom gastgebenden Land eingeladen werden - müssen sich aber ganz regulär im Halbfinale beweisen.
Wieso hat Italien von 1998 bis 2010 nicht am Grand Prix teilgenommen?
Italien gehört zu den "Gründungsländern" des Eurovision Song Contest. Seit 1956 schickte das Land jedes Jahr den Siegertitel des nationalen San-Remo-Festivals ins Rennen. Der Einsatz italienischer Showgrößen machte sich beim ESC jedoch nur selten bezahlt. Nach und nach schwand daher das Interesse der italienischen Öffentlichkeit am ESC, sodass der Wettbewerb schließlich nicht mehr live, sondern zeitversetzt übertragen wurde. 1997 nahm Italien dann zum letzten Mal am ESC teil. Das italienische Publikum aber vermisste den Wettbewerb kaum, denn der "italienische ESC" findet nach wie vor im Frühjahr in San Remo statt. 2008 nahm erstmals San Marino teil und verlieh dem Contest wieder etwas italienisches Flair. Überraschend meldete sich Italien 2011 für den ESC in Düsseldorf an. Seitdem nimmt das Land wieder kontinuierlich am Wettbewerb teil. Als einer der fünf großen Geldgeber der EBU ("Big Five") ist der italienische Beitrag automatisch für das Finale qualifiziert.
Seit wann gibt es welche Punktesysteme?
Die Punktesysteme in den Anfangsjahren des ESC basierten auf den Einzelstimmen der Juroren. Diese Stimmen durften beliebig kumuliert werden, sodass ein Land unter Umständen alle seine Stimmen auf ein einziges Lied vereinen konnte. 1962 wurden die Stimmen der Juroren erstmalig in Punktewertungen umgerechnet, aber bis 1974 wechselten sich beide Systeme immer wieder ab. Auch die Anzahl der Juroren wurde ständig verändert. Das "Douze-Points"-Punktesystem wurde 1975 eingeführt. 1997 gab es die ersten Versuche mit Televoting, und seit 2004 ist die Telefonabstimmung für alle Teilnehmerländer verbindlich. Seit 2016 gilt ein neues Punktesystem. Seit 2019 gibt es eine Änderung: Die Stimmen der Televoter werden nicht mehr nach Wertigkeit aufsteigend präsentiert, sondern auf Grundlage des Ergebnisses der Jurystimmen von hinten nach vorne benannt.
Wie erfolgt die Punktevergabe?
Zuschauer und Jurys bestimmen zu jeweils 50 Prozent das Endergebnis. Bis 2016 wurde das Ergebnis der Abstimmungen von Jurys und Zuschauern in der Finalshow als kombiniertes Ergebnis verkündet. Die besten zehn Titel wurden mit eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, zehn und zwölf Punkten bewertet. Seit 2016 gibt es ein neues Wertungsverfahren, um die Show spannender zu machen: Jury- und Zuschauerwertungen werden voneinander getrennt. Jedes Land kann einem Teilnehmer zukünftig also bis zu 24 Punkte geben - zwölf durch die Jury, zwölf durch die Zuschauer.
VIDEO: Das ändert sich bei der Abstimmung zum ESC (1 Min)
Warum landen Länder mit gleicher Punktzahl auf unterschiedlichen Plätzen?
1969 landeten gleich vier Länder mit gleicher Punktzahl auf dem ersten Platz. Um die organisatorischen Probleme zu vermeiden, die sich aus einem solchen "Massensieg" ergeben, wurde nach einigem Herumprobieren schließlich 1975 das noch heute gültige Punktesystem eingeführt. Doch auch hier kam es 1988 in Dublin beinahe zu einem Punktegleichstand. Seit 2009 bestimmen jeweils zur Hälfte die Televoter und die nationalen Jurys das Showergebnis. Dabei gelten folgende Regeln: Wenn zwei Songs die gleiche Punktzahl haben, bekommt das Land die höhere Punktzahl, das vom Publikum höher bewertet wurde. Das Zuschauervotum hat in diesem Fall also Vorrang. Sollte auch die Zahl der Zuschauerstimmen für die beiden Songs genau gleich sein, liegt der Song vorne, der die höhere Jurywertung erhalten hat. Sollte auch die Jurywertung für beide Songs gleich sein, stimmt die Jury in einer Mehrheitsentscheidung ab, welcher Song vorne liegt. Sollte auch das zu keinem Ergebnis führen, entscheidet das jüngste Jurymitglied.
Wie werden die Telefonanrufe in Punkte umgerechnet?
Die eingegangenen Telefonanrufe werden Land für Land in eine Reihenfolge gebracht und anschließend in Punkte umgerechnet. Der Titel mit den meisten Anrufen erhält 12 Punkte, der Titel mit den zweitmeisten Anrufen erhält 10 Punkte usw. Anschließend werden die Punkte aller Länder in einer Gesamtwertung zusammengefasst, die zu den Punkten der Fachjury addiert wird. Bei Ländern, die aufgrund zu geringer Anrufzahlen oder technischer Einschränkungen kein eigenes Televoting zustande bekommen (wie San Marino) wird die Telefonwertung anhand der Wertungen ähnlich wertender Länder statistisch errechnet.
Warum kann man nicht in Deutschland für Deutschland abstimmen?
Jedes Teilnehmerland würde sich vermutlich selbst die Höchstpunktzahl geben und wo bliebe dann die Spannung, wohin die sprichwörtlichen "Douze Points" gehen?
Gibt es Geoblocking für die Streams der Show?
Es gibt kein Geoblocking. Die Shows können auf eurovision.de im Live-Stream und On Demand weltweit gesehen werden.
Von wem stammt die Eurovisions-Hymne?
Die Eurovisions-Hymne ist das Präludium aus dem "Te Deum" von Marc-Antoine Charpentier. Der französische Komponist lebte von 1643-1704, er komponierte geistliche Choralmusik, Opern, Pastoralen und Schauspielmusik. Das "Te Deum", ist Teil der katholischen Lob-, Dank- und Bittgesänge. Te Deum laudamus, Te Dominum confitemur lautet die erste Zeile - zu Deutsch: Dich, Gott, loben wir, Herr, preisen dich. Die erste Übertragung der EBU in mehrere Länder war die Krönung der britischen Königin Elizabeth II am 2. Juni 1953. Zu diesem Zeitpunkt hatte die EBU noch keine Hymne, jedoch entschied man sich kurze Zeit nach der ersten Sendung, Charpentiers "Te Deum" als EBU-Hymne einzuführen.
Warum hat die Wertung einer Handvoll San Marinesen das gleiche Gewicht wie die von Millionen Deutschen?
Man kann das natürlich als ungerecht betrachten, aber eigentlich macht es den Reiz der Veranstaltung aus, dass einmal im Jahr wirklich alle Länder gleichberechtigt sind - ohne Zweiklassengesellschaft und Vetorecht. Wäre doch langweilig, wenn immer nur die Länder den Ausschlag geben würden, in denen die meisten Zuschauer sitzen, oder?
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